Startseite / Blog / Bildbetrachtung zum Jahreslosungsmotiv 2021

Bildbetrachtung zum Jahreslosungsmotiv 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas 6, 36)

Barmherzig – was für ein schönes Wort! Es hat einen warmen Klang. Es beschreibt eine gute, wohltuende Art. Es bringt knapp auf den Punkt, wovon die Welt und jedes Lebewesen im Grunde nie genug bekommen kann.

Was gemeint ist, merke ich mir persönlich so: Ich starte am Anfang des Wortes, springe dann an sein Ende und entdecke schließlich in der Wortmitte, um wen es dem geht, der barmherzig ist. Also etwa wie folgt:

B          Da beugt sich eine/r herab, neigt sich voll Erbarmen in die Tiefe und nimmt dabei sein …

Herz    in die Hand und wendet es ganz demjenigen zu, dem er/sie sich nähert. Das Ziel all dieser herzlichen Bemühungen, der/die, zu dem sich herabgebeugt wird, ist dabei …

arm     dran; leidet Not; droht verloren zu gehen; braucht jemanden, der nicht vorbei geht, sondern stehenbleibt, hinsieht, zuhört, beherzt zupackt und mit Kopf, Herz und Hand alles dransetzt, Schmerzen zu lindern und Wunden zu heilen.

Das Gleichnis Jesu über jenen fremdländischen Zeitgenossen, der einem unterwegs überfallenen und geschundenen Menschen beisteht, ist eins der schönsten Bilder für diese gute Art, des „barmherzig Seins“ (vergleiche Lukas-Evangelium, Kapitel 10). Und die neue Jahreslosung spricht nun auch davon. Sie ist ebenfalls ein Wort des Gottessohnes Jesus Christus: ein kurzer, kraftvoller Satz, der als Wegbegleiter für das Jahr 2021 ausgewählt und angeboten wird. Dieses Wort setzt gleichsam schöpferisch eine Bewegung in Gang, um unser Leben und diese Welt mit genau solch himmlisch-barmherzigem Tun mehr und mehr zu füllen. Jesu Wort benennt dabei die „sprudelnde Quelle aller Barmherzigkeit“ und lädt uns ein, nicht auf Distanz zu ihr zu bleiben: Die Jahreslosung zieht uns hinein in Gottes väterlich-barmherzige Liebe, die das Gesicht der Welt verändert und alles neu macht. Und Ulrike Wilke-Müllers aktuelles Bild gibt dem Losungswort Farben, Formen, Symbole und Fingerzeige, die uns zum Verweilen und zum vertieften Nachdenken anregen. Das, was wir da sehen und entdecken, will uns zur Hilfe werden, um das, was wir aus Jesu Mund hören, immer noch tiefer und besser zu verstehen.

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

Dieses Wort will uns also erreichen. Und das Bild vor unseren Augen sucht unsere Aufmerksamkeit. Es will uns zu eben diesem Wort führen, es für uns aufschließen. Wir haben dabei immer die Möglichkeit, unbeteiligt zu bleiben. Wir können das Wort verklingen lassen und am Bild einfach achtlos vorübergehen. Oder aber: Wir steigen ein! Ulrike Wilke-Müllers Bild bietet dazu eine gute Möglichkeit. Zwei Menschen sind darauf zu sehen. Sie können jeder Mann / jede Frau sein. Sie haben keine Gesichter. Aber die linke Person, die unten im Bild etwa in der Mitte steht, sie hat ihr Antlitz dem Bildbetrachter zugewandt.

Sie lädt mich gleichsam ein, den Platz mit ihr zu tauschen. Lasse ich mich darauf ein, bin ich sogleich mittendrin im Geschehen. Ich werde unmittelbar ein Teil von dem, was gesagt wird und abgebildet ist.

Ich wage es und lasse mich auf diese Weise hineinziehen. Im Bild angekommen, sehe ich mich um. Und ich entdecke um mich her mein Leben: Unter dem blauen, offenen Himmel gehe ich meinen Weg. Es gibt viel Schönes und Buntes, das mir dabei immer wieder entgegenlacht und Freude macht.

Aber mein Lebensweg gleicht bisweilen auch einer Gebirgstour – Berge und Täler sind zu überwinden und kosten Kraft.

Mancher Brocken, Geröll von Sorgen und Nöten, hindert mich daran, beschwingt meine Straße zu ziehen. Die ein oder andere bittere Frucht liegt mir im Magen. Mein Herz ist immer wieder am Boden, steinschwer. Meine Zeit schleicht bleiern voran (Uhr). Es gibt Tage, da verkrieche ich mich in mein Schneckenhaus, will niemanden mehr sehen. Bisweilen irre ich in diesem Kokon aber auch wie in einem Labyrinth umher.

Ich sterbe immer wieder vor Angst viele kleine Tode (Kreuz) und muss mich manch schlängelnder Versuchung stellen.

Da sind Lasten auf meinen Schultern (brauner Fleck).

Da ist viel Leid, das diese Zeit prägt (lila Fläche rechts).

Schweres, das Menschen erfahren, woran ich mich erinnere, was ich selbst sehe und (mit)erlebe. Es legt sich wie ein Schatten, eine Wolke, ein Nebel auf mich.

Gäbe es nur diese Sicht auf die Welt, es wäre bedrückend, ja, erdrückend. Wie sollte ich es so schaffen?! Ich brauche Hilfe!

Euer Vater ist barmherzig!

So höre ich Jesus da sagen. Und ich blicke auf, schaue zum Himmel. Dort sehe ich es: Goldenes, warmes Licht. Strahlend wie die Sonne. Königlich kostbar.

Es bleibt nicht abgegrenzt für sich. Es fließt gleichsam aus himmlischen Höhen herab in meine/unsere Wirklichkeit. Ein Geschenk! Ein Schatz! Ich erkenne: Alles Schöne und Bunte hat hier seinen Ursprung. Es ist Zeichen, Versicherung, Versprechen von Gottes Liebe und Güte (vergleiche 1. Buch Mose, Kapitel 8, Vers 22 und Kapitel 9).

Die anderen und ich – wir sind unserem Vater und Schöpfer nicht egal. Sein Licht breitet sich aus in unserm Dunkel. Nichts hält Gott auf seinem Thron. Wie ein Blitz fährt er hernieder. Gleißend weißes Himmelslicht fällt wie durch einen offenen Türspalt auf die Welt.

Der Vater kommt selbst in Jesus, seinem Sohn – der Barmherzigkeit in Person. Und plötzlich beginnt etwas zu wachsen. An dem Zeichen für Barmherzigkeit schlechthin, an Jesu Kreuz, beginnt es emporzustreben. Dort, wo das Weizenkorn in die Erde gefallen ist und starb (vergleiche Johannes-Evangelium, Kapitel 12, Vers 24), da wächst nun eine herrliche Pflanze und bringt Frucht, leuchtend bunte Farben spiegelnd.

Von dem Ort, an dem die „Wurzel allen Übels“ beseitigt wurde, sprießt aus der „Wurzel allen Lebens“ Neues dem Licht entgegen.

Wo Gottes Licht, wo seine barmherzige Wirklichkeit auf mein Leben trifft und diese Welt bescheint, da verändert es alles.

Das schwere Blau wird – in Gottes gold-gelbes Himmelslicht getaucht – zu hoffnungsfrohem Grün! Die Zuversicht nimmt zu und breitet sich aus! Ich empfange neue Kraft! Jesus Christus, der barmherzige Gottessohn, spricht von der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters – und ich erfahre Halt im Vertrauen auf ihn (Anker). Mein Leben bekommt eine Richtung (Kompass). Ich darf in das Boot steigen, dessen Reise nach Hause geht – Ziel: das Haus in den Bergen; die himmlische Stadt; der Ort, wo alles Leid sich endgültig verflüchtigt in Gottes Licht (das Leidens-Lila verblasst hier mehr und mehr).

Aber: Noch bin ich nicht da. Noch bin ich hier. Noch bin ich die Leiter in Gottes vollkommene Welt, die Jesus für mich ausgerollt hat, nicht endgültig hinaufgezogen worden.

Noch habe ich die Schwelle der offenen Tür in Gottes ewiges Reich nicht überschritten. Ich lebe noch hier, in dieser Welt, in diesem neuen Jahr, das vor mir liegt. Und ich merke mit einem Mal: Ich bin nicht allein. Der, der in diese Welt gekommen ist, um mir zu helfen und mich zu retten: Er steht ganz dicht neben mir. Er weicht nicht von meiner Seite. Er sieht mich. Er geht auf Tuchfühlung, ist nah bei mir. Liebevoll ist sein Antlitz auf mich gerichtet. Er trägt das Schwere, das auf mir lastet, mit (es spiegelt sich auf seiner Schulter).

Und nun geschieht das eigentliche Wunder. Christus sagt zu mir – und all seinen Freunden und Nachfolgern:

Seid barmherzig!

Wie ein (Geistes-)Blitz durchzuckt es mich. Der, der vor allem Anfang schon war. Der, der durch sein Wort alles ins Leben rief, durch sein göttliches „Es werde …, es sammle sich …, es gehe auf …, es seien …, es wimmle …, es bringe hervor …, seid fruchtbar“ (vergleiche 1. Buch Mose, Kapitel 1). Der spricht nun zu mir und allen Gotteskindern: Seid barmherzig! Er „infiziert“ und verändert mein Herz (golden-roter Punkt auf göttlich weißem Grund). Indem er sich mir zuwendet, fängt es Feuer.

Das gleißend-weiße, göttliche Licht schafft Neues: Ich empfange durch Gottes Geist Kraft, mich auch anderen barmherzig zuzuwenden – so wie ich selbst Gottes Barmherzigkeit in Christus erlebt habe und noch täglich erfahre. In Gottes Liebe, Fürsorge und Vergebung geborgen, darf ich helfen, SEIN Licht weiter in die Welt zu tragen: „Wie der Vater, so die Kinder!“ Jeden neuen Tag. So lange, bis das himmlische Licht einst alles überstrahlt.

Ich verlasse das Bild, stehe wieder davor und betrachte es abschließend zusammen mit dem Jesus-Wort der Losung nochmal als Ganzes. So nehme ich beides in seiner Tiefe und Fülle mit in das neue Jahr: in mein Leben, in meinen Alltag, in meine Gemeinde, in jede neue Situation und Lage. Froh, so sehr von Gott geliebt zu sein, verstehe ich SEIN Wort ganz persönlich: Ich lebe zusammen mit unzähligen anderen von Gottes Barmherzigkeit. Und ich bitte Jesus, Gottes Barmherzigkeit auch durch mich lebendig werden zu lassen. So ist mein Gebet im Blick auf 2021 und alle meine Tage: HERR, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich Liebe übe, verzeihe, verbinde, die Wahrheit bezeuge, Glauben bringe, Hoffnung wecke, Dein Licht entzünde und Freude schenke, überall dort, wo der Kummer wohnt. – Denn Du selbst sagst ja:

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

(Bildbetrachtung von Pastor Helge Dittmer aus Kiel,
Quelle: www.GemeindebriefHelfer.de)

Diese Bildbetrachtung darf für kirchliche Zwecke und zum Abdruck in Ihrem Gemeindebrief unter Angabe der Quelle verwendet werden.

Bildbetrachtung als Worddatei herunterladen:
Jahreslosung 2021 Bildbetrachtung

Jahreslosungsmotiv als Bilddatei herunterladen:
Jahreslosungsmotiv ohne Text
Jahreslosungsmotiv mit Text


5 Gedanken zu “Bildbetrachtung zum Jahreslosungsmotiv 2021

  1. So intensiv habe ich mir seit meiner Schulzeit ein Bild nicht wieder betrachtet. So kann man das Bild, den Text und was sie aussagen mit ganzer Seele aufnehmen. Danke an frau Schwarz.

    Eine Frage hätte ich aber dennoch: gibt es das Bild mit Text auch noch in einem kleineren Format? So kann ich es nämlich nicht als Titelbild auf meinem Gemeindebrief bringen.

    Herzliche Grüße, Mario Hohlfeld

    1. Guten Tag, Herr Hohlfeld,

      vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung zur Bildberteachtung der Jahreslosung! In kleinerem Format haben wir das Bild leider nicht vorliegen. Sie hätten aber die Möglichkeit, das Bild ohne Text als Bildausschnitt zu platzieren und den Text manuell drauf zu setzen.
      Wünsche einen schönen Tag,
      Nelli Schwarz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert